Parkinson Therapie und Forschung 2017

Hier sind wichtige Ergebnisse aus der Forschung für die Therapie der Parkinson-Erkrankung aus dem Jahr 2017. Ebenfalls nehmen wir Bezug auf Studien und Aktivitäten unserer Arbeitsgruppe und berichten über spannende Ergebnisse.

Definitiv ist aber auch Platz für Weiterentwicklungen, die im Jahr 2018 folgen werden. Es werden sicherlich neue Medikamente getestet und Mechanismen aufgeschlüsselt, ganz zu schweigen von den neuen High-Tech-Entwicklungen und Werkzeugen zur Optimierung der aktuellen Therapien und Monitoring der Bewegungsprofile. Hier sind einige der wichtigsten Themen der letzten 12 Monate.

Tiefe Hirnstimulation für Parkinson Therapie
Elektroden Masken bei Patienten mit M. Parkinson und tiefer Hirnstimulation

Die Bedeutung des Immunsystems

Das Immunsystem spielt eine entscheidende Rolle für die Funktion unseres Körpers. Wir verstehen immer besser, welche Rolle das Immunsystem für die Entstehung der Parkinson Erkrankung spielt. Wichtige Therapien können sich bald aufzeigen. Wir haben gelernt, dass Darmflora als Bestandteil des Immunsystems bei Patienten mit M. Parkinson verändert ist. Wir könnten in unserer Arbeitsgruppe zeigen, dass es eine Verbindung zwischen Immunsystembestandteile und zerebrale Atrophie besteht. Da die Atrophie sehr gut die Neurodegeneration, dh das Absterben der Nervenzellen in der Hirnrinde widerspiegelt konnte somit die Bedeutung des Immunsystem für die Langzeitentwicklung der kortikalen Integrität aufgeschlüsselt werden.

Neue Medikamente

Es wurde gezeigt, dass bekannte Medikamente für die Parkinson Therapie wiederverwendet werden können.

Die Ergebnisse der klinischen Phase-II-Studie mit Byduren (Exenatide) bei Parkinson deutete darauf hin, dass dieses Diabetes-Medikament einen Einfluss auf die motorischen Eigenschaften der Erkrankung haben kann.

Weiterhin wurde gezeigt, dass die Verwendung des PPARgamma-Agonisten Glitazone (auch ein Diabetes-Medikament) mit einer reduzierten Inzidenz von Parkinson assoziiert ist. Dieses Medikament, das schon jetzt zur Behandlung von Diabetes eingesetzt wird, wurde (von zwei unabhängigen Forschungsberichten) mit einem um 28% reduzierten Risiko für die Entwicklung von Parkinson assoziiert. Frühere klinische Forschung deutet jedoch darauf hin, dass PPARgamma-Agonisten das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit nicht verlangsamen können.

Genetik der  Parkinson Erkrankung

Wir haben viel mehr über die genetischen Risikofaktoren der Parkinson-Krankheit erfahren.
Es wurden neue genetische Varianten entdeckt, die mit einem erhöhten Risiko für Parkinson assoziiert sind, und einige Forscher glauben jetzt, dass 30% der Parkinson-Fälle eine erbliche Komponente haben könnten. Allein in einer Studie im Jahr 2017 erfuhren wir von 17 neuen genetischen Faktoren, die mit Parkinson assoziiert sind.

Parkinson und Asthma oder Adrenerde Stimulation

Wir erfuhren, dass das Asthmamedikament Salbutamol einen Einfluss auf Parkinson haben könnte.
Forscher fanden heraus, dass der Beta2-Adrenorezeptor-Agonist (oder Aktivator), Salbutamol (das häufig für die Behandlung von Lungenerkrankungen wie Asthma –  verwendet wird), mit einem verminderten Risiko für die Entwicklung der Parkinson-Krankheit in Verbindung gebracht wurde (eine 1/3 Risikoreduktion).

Im Gegenteil, das Medikament Propranolol, das den Beta2-Adrenergische Rezeptor blockiert, mit einer Verdoppelung des Risikos für die Entwicklung der Parkinson-Krankheit assoziiert war.

Es wurde gezeigt, dass Beta2-Adrenorezeptor-Agonisten (wie Salbutamol) generell diesen Effekt haben könnten, indem sie die Produktion des mit Parkinson assoziierten Proteins Alpha Synuclein reduzieren. Diese Klasse von Medikamenten wird jetzt weiter erforscht.

Die Gentherapie  

Die nicht-invasive Gentherapie tauchte plötzlich auf dem Radar auf.  Zukünftige Therapien für Parkinson können sorgfältig entwickelte Viren verwenden, die injiziert werden können und dann in das Gehirn gelangen, wo sie nur bestimmte Zellen erreichen, um zB das Risiko an Parkinson zu erkranken korrigieren.

Im Jahr 2017 sind wir von der Charakterisierung dieser neuen Technologie zur Korrektur von Mausmodellen der Parkinson-Krankheit mit diesem Ansatz übergegangen, um sie an Primaten zu testen.

Die Gen-Editing-Technologie begann, ihr wahres Potenzial in der Parkinson-Forschung zu zeigen.
Gen-Editing-Technologie wird heute in der Parkinson-Forschung weit verbreitet eingesetzt. Groß angelegte Screening-Studien zeigen neue biologische Wege und neue Angriffspunkte für Parkinson-Medikamente auf. Im Jahr 2018 werden wir definitiv mehr – viel mehr – von dieser Art von Forschung sehen und hören.

Versorgung der Patienten mit Bewegungsstörunngen und M. Parkinson

In dem letzten Jahre haben wir mehrere Initiativen zu Versorgung der Patienten mit Bewegungsstörungen und M. Parkinson verfolgt. Einerseits haben wir in dem Netzwerk Bewegungsstörungen, tiefe Hirnstimulation und Rehabilitation Standards für die Rehabilitation der Patienten mit Parkinson, Tremor und Dystonien entwickelt. Im Rahmen der Parkinson-Initiative Deutschland wurde die Versorgung der Patienten im ländlichen und urbanen Raum untersucht und verglichen. Die Ergebnisse werden 2018 veröffentlicht.

Aktivitäten mit Parkinson Patientengruppen

Mehrere Veranstaltungen wurden mit Patientenvertretung durchgeführt.  Gemeinsam mit JuPa oder Dystonie-Vereinigung (Dystonie-und-Du) aber auch mit mehreren Selbsthilfegruppen aus dem Rhein-Main-Bereich wurde mehrere Informationsveranstaltungen organisiert und  über die aktuelle Forschung diskutiert. Eine noch größere Beteiligung an der Entwicklung der Forschung und Diskussionen zu der Versorgung werden im Jahr 2018 folgen. Wir lernen immer mehr aus der Gemeinschaft, die von der Krankheit betroffen ist. Wir danken ganz herzliche für die tolle Beteiligung.

Parkinson und Weltraum

Parkinson Forschung ging an Orte, die es noch nie zuvor gab… wie der Weltraum.
Im Jahr 2017 begannen mutige neue Forschungsprojekte im Zusammenhang mit Parkinson, darunter eines, bei dem ein mit Parkinson assoziiertes Protein (genannt LRRK2) in den Weltraum geschickt wurde, um bessere Kristalle in einer Umgebung mit niedriger Schwerkraft herzustellen um die Struktur des Proteins besser zu verstehen. Ein umfassenderes Verständnis der Struktur wird es ermöglichen, bessere Medikamente zu entwickeln, die gezielt auf bestimmte Regionen dieses Proteins abzielen.

Nichtmedikamentöse Therapien

Erste Hinweise auf nichtmedikamentöse Therapien, die das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit beeinflussen wurden konkreter. Wir arbeiten ebenfalls gemeinsam mit Sportwissenschaftlern der Uni-Mainz an diesen Themen.
Ende 2017 fand ein Forschungsbericht einer randomisierten klinischen Phase-II-Studie mit 128 Personen mit kürzlich diagnostizierter Parkinson-Erkrankung (aus dem SPARX-Projekt) heraus, dass hochintensive (aber nicht moderate) Laufbandübungen das Fortschreiten der Krankheit beeinflussen können:

Diese Art der Forschung liefert den Beweis dafür, dass auch andere Formen der nichtmedikamentösen Behandlung einen Einfluss haben könnten. Wir sind sehr gespannt, im Jahr 2018 weitere Entwicklungen in diesem Bereich zu sehen.

 

1 thought on “Parkinson Therapie und Forschung 2017

  1. Dagmar Bistreck 8. Januar 2018 — 11:42

    Eine ganz interessante nichtmedikamentöse Behandlungsform mit der ich und andere Parkinson Patienten gute Erfolge und positive Veränderungen erzielt haben, ist die Primusona Tontherapie.
    Bei Fragen zu dieser Therapieform stehe ich gern zur Verfügung.

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