Die neue Situation in der Zeit der Corona-Pandemie ist durch neue Hürden, soziale Isolation und Überlegungen, die oft nicht einfach zu entscheiden sind gekennzeichnet. Wir haben einige Überlegungen zusammengefasst, um Ihnen den Alltag zu erleichtern und einige Entscheidungshilfen zu liefern.
Wenn Sie in der aktuellen Situation von Covid-19 und den damit verbundenen Vorsichtsmaßnahmen der Bundesregierung festsitzen, ist es evtl. nicht der geeignete Zeitpunkt logopädische Praxen und Physiotherapeuten aufzusuchen. Umso wichtiger ist es die Übungen Zuhause fortzusetzen.
Eventuell besteht die Möglichkeit die Therapie über Telemedizin oder mit Videos Zuhause fortzuführen. Dies hilft die Zeit zu überstehen und im Training zu bleiben.
Besorgen Sie sich entsprechende Literatur und ebenso kann die Recherche im Internet zB hilfreich sein.
Zusätzlich zur medikamentösen Therapie und der Möglichkeit einer interventionellen Therapie mittels der tiefen Hirnstimulation ist der Stand der Wissenschaft heute, dass eine koniuierliche Bewegungstherapie essentiell für den Alltag der Menschen mit Parkinson ist.
Wissenschaftliche Studien konnten eindeutig belegen, dass es zu einer Verbesserung der motorischen und nicht motorischen Symptome kommt und somit zu einer Steigerung der Lebensqualität.
Hinsichtlich der Übungen sollten diese natürlich immer dem jeweiligen Krankheitsstadium angepasst sein.
Es gibt viele unterschiedliche Bewegungsprogramme, die in vielen Studien bereits untersucht wurden und positive Effekte zeigten. Vorteile konnten nachgewiesen werden bei Ausdauersportarten wie zum Beispiel Walken, beim Krafttraining zur Stärkung der großen Muskelgruppen, Dehnübungen, aber auch bei den achtsamkeitsbasierten Bewegungsprogrammen wie Thai Chi.
Die Übungen sind so zu wählen, dass es während des Trainings zu einer dem Lebensalter angepassten Erhöhung der Herzfrequenz und zu leichtem Schwitzen kommen sollte. Dies sind Indikatoren für ein Training im aeroben Bereich und den damit verbundenen positiven Effekt.
Die beste Übung ist diejenige, die Sie regelmäßig machen!
Aktuell gibt es viele unterschiedliche Studien über Bewegungstherapie bei der Parkinson -Krankheit.
Hier eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten aktuellen Empfehlungen:
Ausdauertraining
Walken, Aerobic, Hometrainer
Übungen über einen Zeitraum von 30 Minuten, die zu einer Erhöhung der Herzfrequenz und Schwitzen führen.
- Ziel: Verbesserung der Herz-Kreislauffunktion, Blutdruck, allgemeines Wohlbefinden durch zahlreiche physiologische Vorgänge im Körper
Krafttraining:
Training bestimmter großer Muskelgruppen zum Beispiel mit Gewichten
- Ziel: Kraft – Stärkung der Muskeln, Ausdauer
2 Komponenten Training:
Training, das 2 unterschiedliche Komponenten vereinigt zum Beispiel motorische und kognitive Komponenten
Schlüsselkomponenten, die zum Erfolg führen:
- Regelmäßiges Training: mindestens 3-4x wöchentlich ca 30 Minuten
- Übungen, die Sie sicher und verletzungsfrei durchführen können.
Regelmäßiges Training wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus:
- Reduktion von Ruhepuls und Blutdruck
- Verbesserung des Fettstoffwechsels
- Verbesserung des Kohlehydratstoffwechsels
- Reduktion immunologischer Reaktionen und chronischer Entzündungen
- Einfluss auf Adipositas
- Körperliche Aktivität kann aus unterschiedlichen Gründen, auf die nachfolgend noch näher eingegangen wird, als Anitdepressivum wirken, die Stimmung verbessern, Symptome lindern und das allgemeine Wohlbefinden stärken
Eine 2000 durchgeführte amerikanische Studie konnte zeigen, dass körperliches Training ohne begleitende pharmakologische Therapie die depressive Symptomatik nach 4 Monaten in gleichem Ausmaß reduziert wie die medikamentöse Behandlung. Ein Beibehalten der körperlichen Aktivität auch nach der Behandlung senkt die Gefahr einer erneuten depressiven Episode.
Effekte körperlicher Aktivität lassen sich auch durch eine Erhöhung des BDNF (Brain-dervied neurotropic factor) im Blut nachweisen. Dieser BDNF ist ein Neurotrophin. Neurotrophine sind Nervenwachstumsfaktoren, die essentiell sind für neuronale Neubildungs- und Umbildungsprozesse, auch neuronale Plastizität genannt. Neuroplastizität ist die Fähigkeit des Gehirns sich selbst zu verändern. Bei Menschen mit Depression ist der BDNF Spiegel erniedrigt. Die Einnahme von Antidepressiva führt zu einer Erhöhung des BDNF Spiegels, sportliche Aktivität führt zum gleichen Effekt.
Des Weiteren führt die körperliche Aktivität zu einer Erhöhung des Vagotonus und einer Verminderung des Sympathikotonus, welches wiederum die belastungsinduzierte Ausschüttung von Kortisol reduziert, somit kann die Ausrichtung auf negative Emotionen und der Umgang mit diesen verbessert werden.
Da viele Patienten, die an der Parkinson Erkrankung leiden, auch mit einer depressiven Symptomatik belastet sind, kann das Bewegungstraining auch hier unterstützend wirken, die Symptome lindern und die Stimmung verbessern.
Die Coronavirus-Pandemie hat den Parkinson-Patienten, die täglich Bewegung brauchen, eine zusätzliche Komplexität verliehen. Es ist wichtig, sozial distanziert und wenn möglich in der eigenen Wohnung zu bleiben. Wenn Sie gelegentlich Spaziergänge machen, gehen Sie mit einem Partner, vermeiden Sie Menschenmengen und bleiben Sie sozial distanziert von anderen mindestens 1,5 Meter. Zu Hause können Fitnessgeräte nützlich sein. Vermeiden Sie Verletzungen und lassen Sie sich ggf. durch eine im Haushalt lebende Person helfen. Sollten Sie alleine leben, führen Sie nur Übungen aus, bei denen Sie sich sicher fühlen.
Passen Sie auf sich auf!
Hier eine Auswahl an Literatur und Videos:
Literatur:
Okun/Malaty/Deeb (2020), Living with Parkinsonn`s Desease. A complete guide for patients and Caregivers
LSVT Big – https://www.youtube.com/watch?v=l79F8IosUf4
Physiotherapie einige Übungen: https://www.youtube.com/watch?v=yceKc12ZT1Y
Gymnastik bei Parkinson – https://youtu.be/xFBTG3Ths2U
„… und dann hab‘ ich einfach getanzt!“ Tanz und Bewegung
für Menschen mit Parkinson:
https://projekttanz.jimdofree.com/dvd-tanz-und-bewegung/