Wenn die Gedächtnisleistung nicht mehr ganz stimmt

Umgang mit Kognitiven Beeinträchtigungen

Veränderungen des Denkens betreffen viele Menschen mit M. Parkinson. Sie fühlen sich vielleicht unorganisiert oder sind leicht ablenkbar. Wenn sie Entscheidungen fällen müssen, fühlen sie sich womöglich überwältigt. Das Erinnern von Informationen fällt ihnen möglicherweise schwer. In Gesprächen fallen ihnen unter Umständen die richtigen Worte nicht auf Anhieb ein.

Für manch einen sind diese Veränderungen lediglich lästig. Andere sehen sich durch diese sogenannten kognitiven Beeinträchtigungen im Bewältigen alltäglicher Aktivitäten eingeschränkt. So lange die Teilnahme an Aktivitäten des täglichen Lebens durch diese kognitiven Defizite nicht eingeschränkt ist, spricht man von einem Mild Cognitive Impairment (MCI).

Ungefähr 20% bis 30% der Menschen mit M. Parkinson haben in den frühen Phasen der Erkrankung solche leichten kognitiven Beeinträchtigungen. Verschiedene Strategien können den alltäglichen Umgang mit diesen Veränderungen erleichtern.

Einschätzen Kognitiver Beeinträchtigungen

Ein erster wichtiger Schritt im Umgang mit kognitiven Defiziten ist das Einschätzen ihres Ausmaßes. Infomieren Sie daher Ihren behandelnden Arzt, falls Sie Beeinträchtigungen der Konzentration, des Gedächtnisses oder anderer Facetten des Denkens wahrnehmen. Gemeinsam kann man möglichen Ursachen dieser Veränderungen auf den Grund gehen: Sind sie Teil des ‚normalen‘ Alterns? Ist die Parkinson-Erkrankung die Ursache, oder liegt unter Umständen eine andere medizinische Erkrankung vor? Welche Rolle spielen die Medikamente, die Sie derzeit einnehmen? Auch Faktoren wie Stress, Schlafstörungen oder eine niedergeschlagene Stimmung können sich negativ auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirken.
Unter Umständen ist eine neuropsychologische Untersuchung nötig, um Ihre Stärken und mögliche Einschränkungen genau zu erfassen. Anhand der so gewonnenen Ergebnisse können weitere Therapieoptionen erwogen und Therapiepläne erarbeitet werden.

Strategien im Umgang mit Kognitiven Defiziten

Ein aktiver kognitiver Lebenswandel kann dazu beitragen, mentale Fähigkeiten zu erhalten. Zu kognitiv herausfordernden Aktivitäten gehören zum Beispiel das Lösen von Puzzeln oder Rätseln. Auch das Erlernen einer neuen Sprache oder eines neuen Instruments ist „Training“ für das Gehirn.  Durch die Teilnahme an sozialen Aktivitäten – sei es in Ihrem Freundeskreis oder beispielsweise auch im Rahmen einer Selbsthilfegruppe – trainieren Sie nicht nur Ihre Fähigkeit, sich Namen und Gesichter einzuprägen. Gespräche über aktuelle Ereignisse sind ebenso eine Möglichkeit, mental aktiv zu bleiben.

Alltagsnah können diese und weitere Strategien ggfs. im Rahmen einer ergotherapeutischen Begleitung erprobt werden. Bei Veränderungen der Sprache können Logopäden zur Behandlung hinzugezogen werden.

Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, Sport, eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr tragen auch zu einer guten kognitiven Leistungsfähigkeit bei.

Anregungen für Angehörige (nach Dr. Tröster)

  • Nehmen Sie sich Zeit: Informieren Sie sich über Angebote wie Tages- und Nachtpflege, um Auszeiten von Ihren Aufgaben als pflegender Angehöriger zu ermöglichen. Nehmen Sie sich nach Möglichkeit Zeit für Hobbies, mit Hilfe derer Sie Kraft für den Alltag tanken können.
  • Bieten Sie nur dann Hilfe an, wenn Sie darum gebeten werden: Aus Unsicherheit, großer Rücksichtnahme oder Ungeduld neigen Sie vielleicht dazu, Ihrem Angehörigen früh Aufgaben abzunehmen, die er oder sie trotz der Parkinson-Erkrankung wohlmöglich selbst verrichten könnte. Es ist wichtig, die Selbstständigkeit des Patienten möglichst lange aufrecht zu erhalten.
  • Ermutigen Sie Ihren Angehörigen zum Erinnern von Informationen, indem Sie spezifisch nachfragen: Fragen Sie beispielsweise, „Hat Linda angerufen?“ statt sich zu erkundigen, ob sich jemand telefonisch gemeldet hat.
  • Sprechen Sie Ihren Angehörigen namentlich an und halten Sie während des Gesprächs Blickkontakt, um seine oder ihre Aufmerksamkeit zu wecken und zu halten.
  • Notieren Sie wichtige Erledigungen und platzieren Sie die Notiz an einem gut einsehbaren Ort.
  • Legen Sie Alltagsgegenstände wie Schlüssel oder Lesebrillen konsequent an hierfür vorgesehenen Orten ab (z.B. Schlüsselkasten).
  • Sofern möglich, hinterlegen Sie Fotos für die Kontakte, die im Mobiltelefon gespeichert sind. So unterstützen Sie die Assoziationen zwischen Gesichtern und den dazugehörigen Namen.
  • Falls Ihr Angehöriger oder Ihre Angehörige nach einem Wort sucht, geben Sie Hinweise: „Das Wort, das Du suchst, beginnt wahrscheinlich mit einem ‚S‘.“
  • Beenden Sie nach Möglichkeit jedoch nicht die Sätze des Patienten oder der Patientin, sofern er oder sie länger braucht, um diese auszusprechen.
  • Stellen Sie Ihrem Angehörigen oder Ihrer Angehörigen konkrete Fragen, um den Gesprächsfluss zu beeinflussen und ihm oder ihr so ggfs. zusätzliche Bedenkzeit zu geben.
  • Wenn Sie eine ganze Reihe zu erledigender Aufgaben mit Ihrem Angehörigen besprechen, nennen Sie die Aktivitäten zunächst mündlich. Schreiben Sie sie anschließend auf.
  • Das Führen eines Gedächtnistagebuchs kann die Selbstständigkeit langfristig fördern. Hierfür genügt ein einfacher Taschenkalender. Idealerweise hat dieser ein Format, das es dem Patienten oder der Patientin erlaubt, ihn ständig bei sich zu führen. Notieren Sie wichtige Termine und Erledigungen gemeinsam mit Ihrem Angehörigen in diesem Buch. Im Tagesverlauf können wichtige Ereignisse (z.B. Telefonate, gemeinsame Ausflüge) zeitnah im Kalender vermerkt werden. Nehmen Sie sich abends einige Minuten Zeit, um den Tag mithilfe der Kalendereintragungen Revue passieren zu lassen. Ein festes morgendliches „Ritual“, in dem der Kalender hinzugezogen wird um die anstehenden Aktivitäten ins Gedächtnis zu rufen, kann ebenfalls sehr hilfreich sein.
  • Die deutsche Gesellschaft für Neuropsychologie stellt einen Ratgeber zur Verfügung, der weitere Informationen zur Behandlung von Gedächtnisstörungen beinhaltet.

 

Erstellt von Miriam Becke, Neuropsychologie, Universitätsmedizin Mainz

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